Für letzten Dienstag den 28. Februar hatten wir vielversprechende Windprognosen. Leider konnten wir sie nicht nutzen und jetzt warten wir wieder weiterhin im Basislager. Wir hoffen, dass der für den 4. bzw. 5. März prognostizierte Sturm für das Basislager ein bisschen harmloser kommt als das letzte Mal. Auch danach sieht die Windprognose sehr unsicher aus. Wir warten und haben noch Zeit. Wir hoffen, dass wir noch eine Chance kriegen um einen Versuch zu starten…

Alle zusammen haben wir am frühen Morgen den schon sehr gut bekannten Weg ins Lager 1 unter die Füsse genommen. Alle, das heisst: Tamara, Darek, Alex, Carlos, Gerfried, Nisar und ich. Gemütlich und ohne Stress haben wir unsere Zelte wieder aufgebaut. Gleichzeitig musste noch eine dritte Plattform gehackt werden, da wir nun alle aufgestiegen sind. An diesem Morgen hatten wir doch seit langem wieder einmal die Sonne gesehen. So kurz sie auch da war verabschiedete sie sich wieder. Die Bewölkung und der Wind nahmen wieder Überhand. Diesmal war ich zum Glück nur mit Gerfried in meinem Zwei-Mann-Zelt. Wir hatten viel mehr Platz zum Kochen und Trinken was sehr wichtig ist. Erstaunlich gut konnte ich schlafen und erwachte sehr ausgeruht. Kurz nach 7 Uhr ging der Kocher wieder an und um 9 Uhr waren wir startklar um vom Lager 1 weiter hinauf zu steigen. Die eisige Traverse nach Lager 1 überquerte ich nun zum dritten Mal. Bis über den Roten Felsen auf Rund 6500m ist es sehr unangenehm zum Gehen. Blankes Eis und Fels wechseln sich immer wieder ab. Ein grosser Vorteil ist, dass man auf diesem Abschnitt praktisch nichts Spuren muss. Schwer beladen mit der Ausrüstung für die nächsten Tage folge ich entlang meinem tage zuvor verlegten Fixseil hinauf zum höchsten Punkt. Ab dort ist kein hilfreiches Fixseil mehr vorhanden. Im jetzt äusserst mühsamen Schnee spure ich die restlichen 120m auf den Grat. Sicherungen anzubringen ist in diesem tiefen Zuckerschnee praktisch nicht möglich. Kurz vor 16 Uhr steige ich auf dem 6800m hohen Grat aus. Auf der andern Seite ist es gleich steil und ich steige wieder 5m ab um eine zuverlässige Verankerung anzubringen. Mit Ausnahme von knapp 70 Höhenmetern habe ich nun seit einer Höhe von 6100m alles selber fixiert…

Es ist bereits spät, windig und kalt. Darek, Tamara und Carlos haben sich aufgrund des Wetters bereits auf den Rückweg ins Basislager aufgemacht. Gerfried, Nisar und Alex steigen mir nach. Ganz so einfach ist es aber nicht, auf der andern Seite runter und auf das ersehnte Plateau zu kommen. Ich steige noch über den verwechteten Grat und muss feststellen, dass es zu dieser Uhrzeit und mit der mitgebrachten Menge an Seilen kein Weiterkommen mehr gibt. 2 ½ Stunden nach dem Erreichen des Grates, immer noch schön warm von Kopf bis Fuss, mache ich mich nun als Letzter auch auf den Weg Richtung warme Suppe im Basislager…

Sonnige Grüsse aus dem Basislager

Cedric

 

4 Kommentare

  1. John Ruskin (Engl. Schriftsteller) sagte mal:
    „Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischend, Wind fordert heraus, Schnee macht fröhlich; im Grunde gibt es kein schlechtes Wetter, nur verschiedene Arten von gutem Wetter.“
    Ich wünsch Euch viiiel Fröhlichkeit bei dem Schnee, denn der Wind wird Euch weiter fordern. Alles Gute!

  2. Thomas Wetzel

    Vielen Dank für den schönen Bericht!
    Grandios Deine Leistung Cedric beim „fixen“! Bravo!
    Bleibt frohen Mutes und glaubt fest an Euer Ziel; die richtige Zeit wird kommen.
    Einen grossen Teil Eurer neuen Route habt Ihr geschaft und es wird weitergehen.
    Wir drücken euch allen die Daumen!
    Liebe Grüsse aus Ennetbaden
    ThSaMaFa

  3. Familie Schurgast-Gloor

    Hoi Cedric, Endlich kommen wir mal dazu dir ein paar Worte zu schreiben. Dank Sandra und deinen Eltern sind wir immer auf dem laufenden was du so machst. Wir drücken dir ganz fest die Daumen und hoffen, dass der Windgott ein einsehen hat:-)! Alles Liebe aus dem frühlingshaften Nussbaumen, Claudia, Marc und Fiona

  4. Verena Kazan

    Lieber Cedric
    Gratuliere Dir zu den bisherigen Leistungen (Mut, Ausdauer, Hartnäckigkeit, Verzicht). Alle Widrigkeiten sind im Vergleich zu der Faszination des Berges und des Zieles „nur“ ein Teil davon. Ich sehe den Berg täglich vor mir und Dich darin. Schau gut zu Dir. Mit einem stärkenden Umärmel Verena

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