Bald ist es Zeit an die Umkehr zu denken. Aber bevor die Porters wieder kommen, bleibt uns noch eine letzte Chance, den Broad Peak in Angriff zu nehmen.
Die vorgängigen Versuche scheiterten an zu viel Schnee und dem Kräfte raubenden Spuren. So entscheiden wir uns, zusammen mit den Italienern und Amerikanern hochzusteigen. Am ersten Tag erreichen wir das Lager 2, am zweiten Tag Lager 3. Dort erleben einige Bergsteiger eine böse Überraschung: Ihr Zelt steht nicht mehr da – vom Wind weggefegt….! Wir haben zum Glück unser Material begraben. Nach nur ein paar Stunden Ruhe geht’s wieder los…! Um Mittenacht reisst uns der Wecker aus dem Schlaf. Erst um ein Uhr stehen wir dick eingepackt in die Daunenanzüge bereit zum Abmarsch. Es ist extrem kalt (-30°C). Dazu bläst ein eisiger Wind. Langsam steigen wir hoch… Schritt für Schritt…. Einer nach dem andern wechselt sich beim Spuren ab. Zum Glück ist die Schneedecke viel besser geworden! Das 40Grad steile Couloir bietet keine technischen Schwierigkeiten.
Bald erscheinen die ersten wunderbar schönen Farben des Sonnenaufgangs über dem K2. Leider befinden wir uns noch in der schattigen Westflanke und die Sonne werden wir erst auf dem Pass spüren! Von dort klettern wir dem Grat entlang bis zum Vorgipfel (3.Schwierigkeitsgrad). Hier geniessen wir die Aussicht über den ganzen Karakorum. Es reicht, um ein paar Fotos zu schiessen und schon steigen wir wieder ab. Leider verunfallt dabei die Italienerin Cristina Castagna vom Salewa-Team tödlich. Da es schon spät ist, übernachten wir nochmals im Lager 3.
Aber noch ist das Abenteuer nicht zu Ende! Am nächsten Tag müssen wir die Lager 3, 2 und 1 wegräumen. Für uns ist es kein Problem, da wir nur das Nötigste mitgenommen haben. Aber für unsere Kameraden ist es eine andere Geschichte. Sie sind völlig am Ende ihrer Kräfte und können noch knapp ihre persönliche Ausrüstung tragen. Alle wollen ihr Material (6 Zelte, Gaskartuschen, Lebensmittel, Schlafsäcke, Matratzen, Abfall, Seile…) da oben liegen lassen. Wie würde der Berg aussehen, wenn jeder das machen würde? Auf keinen Fall wollen wir die Berge so verschmutzen! Jeder muss seine Grenzen kennen und genug früh umkehren, um noch fähig zu sein, auch sein Material hinunterzutragen! Cedric bindet das ganze Material mit einer Reepschnur an seinem Klettergurt fest und schleppt so 60kg hinunter… Da wir kein Risiko eingehen wollen, müssen wir auch unsern Rhythmus anpassen und langsam und vorsichtig absteigen. Es dauert eine Ewigkeit, bis wir glücklich im Basislager eintreffen.
Es bleibt uns nur ein Tag zum Packen und schon sind die Porters da, die uns auf dem Rückweg begleiten.
Nach langen Diskussionen entscheiden wir uns, via Gondogoro-Pass (5700m) zu gehen.
Der erste Tag bringt uns bis Alicamp, wo wir kurz übernachten. Um 2Uhr brechen wir auf Richtung Pass. Von dort muss die Aussicht extrem schön sein. Aber heute schneit und windet es leider. Je tiefer wir nun kommen, umso grüner wird es. Wie schön! Nach 11Stunden erreichen wir das letzte Camp.
Für unsere letzte Nacht im Zelt fehlt uns unser Porter mit unserm Gepäck. Erst um Mitternacht trifft er ohne unser Gepäck ein und erzählt, dass er abgestürzt und der Sack in eine Spalte gefallen sei! Unglaublich! Unmöglich zu erkennen, was wirklich geschehen ist! Natürlich steckt ausgerechnet Regine’s Pass in dem Sack, dabei muss sie doch in zwei Tagen nach Hause fliegen!!!!!
Cedric packt Seil, Steigeisen, Pickel und alles Nötige, um eine Rettungsaktion zu machen, ein und steigt wieder den langen Weg zurück, während Regine Richtung Husche marschiert, von wo der Jeep nach Skardu abfährt. Nach 10 Stunden erreicht Cedric die Unfallstelle. Er entdeckt den Sack auf der Schneeflanke 200 m tiefer als die Spur. Es gelingt ihm, den Sack ohne Seil und Steigeisen zu holen. Es ist aber schon 19 Uhr. Mit Regine’s Pass in der Hand und der Stirnlampe nimmt er eilends den Rückweg unter die Füsse. Um 4 Uhr ist er in Husche, um 9 Uhr in Skardu, gerade rechtzeitig für den Abschiedskuss und die Passübergabe, denn um 11 Uhr ist Regine’s Abflug! Gut gemacht, Cedric!
Cedric bleibt noch für einen Monat im Charakusa Valley für verschiedene Klettereien zusammen mit Stephan.